Unter Hundebesitzern wird viel darüber geredet, aber ehrlich gesagt fragt sich vielleicht doch der Eine oder Andere: was genau hat es denn auf sich mit der Sozialisierung?
Und um das gleich vorwegzunehmen: den eigenen Hund möglichst oft und bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu anderen Hunden hinrennen und „spielen“ zu lassen, ist damit nicht gemeint! (übrigens
streng genommen auch nicht der berühmte Staubsauger beim Welpen, aber dazu später mehr).
Also was ist denn nun die Sozialisierung des Hundes?
Darunter versteht man die Gewöhnung des Hundes an die belebte Umwelt; also seine Fähigkeit, mit den Mitgliedern der Gesellschaft in der er lebt - in der Regel sind dies andere Hunde und
Menschen, ggfs. auch andere Tiere - zurecht zu kommen, in Umgang und Kommunikation.
Und was ist jetzt mit dem Staubsauger, den der Welpe unbedingt kennenlernen muss?
Hier geht es nun darum, den Hund an die unbelebte Umwelt zu gewöhnen mit allen Eindrücken und Reizen der Umgebung in der er sich befindet, also die Habituation. Im
Prinzip geht es also um ein Umgebungs- oder Alltagstraining - auch in der Stadt mit den besonderen Reizen dort - wobei möglichst viele unterschiedliche Eindrücke und Situationen erlebt werden sollten. Aber immer in Ruhe und mit Augenmaß um den Hund
nicht zu überfordern.
Beides, also Sozialisierung und Habituation laufen mehr oder weniger zusammen ab und sollte beim Hund in frühester Jugendzeit passieren, da das Zeitfenster für diese Phase des intensiven Lernens
nicht unendlich offen steht. Die Angaben gehen teilweise auseinander, aber grob gesagt beginnt die sozial sensible Phase bei Hunden mit ca. 3 Wochen und endet ca. mit 16 bis max 20 Wochen, was
bedeutet, dass bereits beim Züchter der Grundstein gelegt wird und beim neuen Besitzer unbedingt weiter ausgebaut werden muss.
Nun haben nicht alle Hunde einen perfekten Start und selbstverständlich lassen sich auch nach Ablauf dieser Phase noch Gewöhnungen erreichen, aber es wird nie wieder so einfach, schnell und
prägnant gelernt, wie in dieser recht kurzen Zeit der sensiblen Phase.
Was übrigens auch für schlechte Erfahrungen gilt, daher sollte man sehr darauf achten, dass junge Hunde möglichst viele positive Erfahrungen machen, um diese dann auch als „sicher“ abspeichern zu
können.
Hier gehört auch besonderes Augenmerk auf Hundebegegnungen und Spielrunden.
Sozialkontakte zu anderen Hunden sind wichtig, aber wichtiger ist es, darauf zu achten mit wem solche Kontakte zustande kommen und wie sie ablaufen. Hier geht Qualität vor Quantität!
Sowohl in Welpen-Spielstunden als auch bei Freilauftreffs auf der Wiese sollte darauf geachtet werden, dass die Sache in möglicher Ruhe abgeht und kein Hund gemobbt, gejagt oder in den Boden
gerammt wird. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einschreiten: lasst sie so etwas nicht „unter sich ausmachen“ sondern schützt eure Hunde wenn nötig!
Sozialisierung bedeutet aber auch, andere Hunde in der Nähe zu akzeptieren ohne dort hin zu dürfen; die Situation nicht nur zu dulden, sondern dabei möglichst auch zu entspannen! Dies
ist sehr wichtig, wird aber viel zu selten auch konsequent geübt.
Denn wenn ein Hund schon vom Welpenalter an gelernt hat, dass er zu jedem Hund hinrennen darf, gibt es früher oder später Probleme damit. Und wenn er das dann nicht mehr darf, entsteht dadurch
bei dem Hund großer Frust, den er im Zweifel an einem anderen Hund oder sogar an seinen Besitzern auslassen kann.
Daher ist dies ein wichtiges Thema und darum geht es auch bei unserer Sozialisierungssgruppe, wo wir gemeinsam in der Gruppe
unterwegs sind.
Freilauf mit anderen Hunden kann auch hier eine gute Erfahrung sein, aber da kommt es auch sehr auf die Zusammensetzung der Gruppe und die Sozialkompetenz der einzelnen Hunde an und bedarf auch
hier einer guten Beobachtung und Anleitung.
Und woran erkennt man nun einen gut sozialisierten Hund?
Auf den ersten Blick oft gar nicht, weil sie nicht sofort auffallen: sie sind ruhig, gelassen und unaufgeregt, egal was kommt. Aber auch souverän, offen und neugierig. Eben cool!
Das möchte jeder haben, ist aber oft gar nicht so einfach zu erreichen! Denn unsere laute, hektische, schnelle und komplexe Welt ist für Hunde eine echte Herausforderung, welche sie nur mit uns
zusammen meistern können. Mit der Sicherheit, „Ihren Menschen“ an der Seite zu wissen, der sie anleitet, schützt, aber auch für alle Abenteuer bereit ist, kann der Hund diese Aufgabe
bewältigen.
Autor: Regina von den RUDELMENSCHen